EHC Arosa
Seit 1924
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SIHF: "EHC Arosa kehrt auf die grosse Bühne zurück"

02.09.19

Auch der Schweizerische Eishockey-Verband (SIHF) fiebert dem Cupkracher EHC Arosa - HC Lugano entgegen. Auf seiner Homepage widmet er dem EHC Arosa einen langen Bericht. Dabei erinnert sich die Aroser Verteidigerlegende Andreas Ritsch an die meisterlichen 1980er-Jahre.


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Ein grosser Name im Schweizer Eishockey kehrt ins Rampenlicht zurück. Der neunfache Schweizer Meister EHC Arosa empfängt am 11. September den HC Lugano in der ersten Runde des Swiss Ice Hockey Cup. Der heutige Trainer Andy Ritsch war als Spieler mit beiden Clubs bestens vertraut und schaut zurück.


Der EHC Arosa gewann nicht weniger als sieben Titel in den 50er-Jahren, dies vor allem dank dem legendären Sturm der Gebrüder Ueli und Gebi Poltera, die zusammen mit Hansmartin Trepp eine der besten Sturmformationen Europas waren. Nachdem diese erfolgreiche Mannschaft Ihren Zyklus beendet hatte, stieg man bis in die 1. Liga ab, kehrte erst 1977/78 in die damalige NLA zurück.


Im dritten Jahr nach dem Wiederaufstieg gewann man 1979/80 einen weiteren Titel und zwei Jahre später folgte der neunte und bisher letzte Schweizermeistertitel. Nach Ende der Saison 1985/86 zog man sich aus finanziellen Gründen freiwillig aus der NLA zurück und startete einen Neuaufbau in der 1. Liga.


Nach vielen Jahren, in denen man auch ums Überleben kämpfen musste, gelang es dem Verein sich zu stabilisieren und letztes Jahr wurde man Gruppensieger in der 1. Liga Ostschweiz. Man verlor zwar den Final gegen den SC Lyss, konnte aber trotzdem den Aufstieg in die MySports League feiern.


Nun steht man im Swiss Ice Hockey Cup und bekam mit dem HC Lugano auch noch einen Gegner aus der höchsten Spielklasse zugelost. Damit ist alles für ein grosses Eishockeyfest in Arosa angerichtet.


Wer besser als Andreas «Andy» Ritsch (61), einer der besten Schweizer Verteidiger  der 80er-Jahren mit mehr als 60 Länderspiele und je zwei Meistertitel mit Arosa und Lugano, kann uns auf eine Zeitreise mitnehmen und von den guten alten Zeiten erzählen?


Andy Ritsch, wie habt ihr Spieler damals die Situation erlebt, die am Schluss zum Rückzug aus der damaligen NLA geführt hat? Hatte sich dieser abgezeichnet oder gab es noch Hoffnung, dass man weiter machen konnte?


Ritsch: Die Situation war natürlich schwierig, wir sprechen von einem Dorfklub in einem Randgebiet. Präsident Peter Bossert hatte versucht mit Sponsoren aus dem Unterland das Überleben zu sichern. Doch am Schluss hatte sich dieses Szenario abgezeichnet. Nur mit dem Nachwuchs alleine war es unmöglich eine konkurrenzfähige Mannschaft zu haben. Die Mannschaften aus dem Unterland haben weiter aufgerüstet, so war der freiwillige Rückzug der einzige Weg um zu vermeiden einen Scherbenhaufen zu hinterlassen.


Als damaliger Nationalspieler hatten Sie sicher diverse Offerten. Wieso fiel der Entscheid zu Gunsten von Lugano aus?


Ich weilte mit fünf, sechs anderen Spielern in einem Trainingslager mit der Nationalmannschaft in Lugano als wir die Meldung vom Rückzug erhielten. Trotz allem war es natürlich ein Schock, denn wir hofften, dass es noch ein, zwei Jahre weitergehen würde. Als ich dann nach dem Training ins Hotel zurückkehrte, hatten im Hotel praktisch alle Vereine aus der NLA ihre Telefonnummer hinterlegt. Als ich mit Arnold «Nöldi» Lörtscher und Giovanni Conte, die damals schon in Lugano spielten, über meine Situation sprach, meinten beide ich solle doch nach Lugano wechseln, ich würde perfekt ins Team passen. Lasse Lilja in Arosa war in diesen Jahren ein Vorreiter gewesen, der versuchte so etwas wie einen Profibetrieb einzuführen. Unter ihm hatten die Spieler die Möglichkeit über Mittag ein Training zu besuchen. Persönlich hatte ich schon mit dem Gedanken gespielt, dass es mich schon reizen würde Profi zu werden. Da Lugano eine gute Adresse war, bin ich wenige Tage später ins Büro zum Presidentissimo Geo Mantegazza gegangen um den Vertrag zu unterschreiben, wie mir Conte und Lörtscher nahegelegt hatten.


Von einem ruhigen Ort wie Arosa nach Lugano in eine Stadt umzuziehen muss eine grosse Umstellung für Sie gewesen sein.


Dies war definitiv so. Ich würde zwar nicht von einem Kulturschock sprechen, doch die Umstellung war für mich und meine Frau riesig. Wir waren mit der Familie häufig in Locarno in den Ferien, Lugano kannten wir nicht. Einer der grössten Unterschiede waren einerseits die viel höheren Temperaturen und auch die schlechtere Luftqualität gegenüber den Bergen. Persönlich musste ich mich auch daran gewöhnen mehr Freizeit zur Verfügung zu haben. Wir trainierten zwar zweimal am Tag, aber da ich nicht im Büro arbeiten musste, hatte ich viel mehr Zeit für mich. Wegen den harten und intensiven Trainings brauchte dann mein Körper entsprechend auch eine grössere Erholungsphase.


Sprechen wir über die zwei Meistertitel, die Sie mit Arosa und Lugano gewannen. Gab es Unterschiede und waren Sie auch schon in Arosa Stammspieler unter Lilja?


Diese gab es definitiv. Die zwei Meistertitel mit dem EHC Arosa waren eine grosse Überraschung. Niemand hatte von uns den Titel erwartet, andere Teams waren die Favoriten. Auch schon als Junger erhielt ich genügend Eiszeit. Man spielte ja damals nur mit drei Blöcken, so kam jeder auf seine Rechnung. Als Einheimischer wurden wir damals speziell gehegt und gepflegt. In Lugano war dies anders. Der Verein war finanzkräftig und zweitweise hatten wir im Kader acht bis neun Nationalspieler plus zwei starke Ausländer, da starteten wir schon als Favoriten in die Saison. Der SCB war damals die einzige Mannschaft, die uns herausfordern konnte. Der Titel wurde quasi erwartet.


Wie haben Sie die Derbys mit HCD erlebt. Der HCD hatte ja immer Ambitionen. Gingen die Emotionen hoch?


Im Prinzip wurde die Rivalität zwischen den beiden Vereinen vor allem von den Fans und Medien hochgepuscht. Die meisten Spieler kannten sich aus den Juniorennationalmannschaften. Für 60 Minuten waren wir unerbittliche Gegner, doch wir haben uns respektiert und damit war das Thema erledigt. Bei der Rivalität Lugano-Ambrì war dies anders. Als Spieler von Lugano war es Tabu ein Derby gegen Ambrì zu verlieren. Wir waren dann für Wochen die Buhmänner.


Mit dem HC Lugano konnten Sie nicht nur zwei Meistertitel gewinnen, sondern auch international brillieren. 1989 habt ihr euch für das Finalturnier des damaligen europäischen Meistercups qualifiziert. Die Gegner in Lugano waren Kosice, Färjestad und vor allem der ZSKA Moskau, der auf einem ganz anderen Niveau gewesen sein muss.


Natürlich war vor allem der ZSKA Moskau der absolute Topklub in Europa. Es gab einen Klassenunterschied zu ihnen. Wir konnten nur zu ihnen aufschauen. Da haben wir den Abstand zur absoluten Spitze gesehen. Doch das Finalturnier in Lugano war für uns trotzdem ein einmaliges Erlebnis.


Um das Kapitel Lugano abzuschliessen, sprechen wir noch über den «Mago» Slettvoll. Am Schluss hatte ihr das Heu nicht mehr auf der gleichen Bühne.


Als Trainer kann ich nichts Negatives über Slettvoll sagen. Er leistete hervorragende Arbeit, doch seine menschliche Art liess zu wünschen übrig. Er hatte seine Lieblingsspieler wie Domeniconi und Massy, denen er alles gewährte, während er meine Leistungen nicht gerecht bewertete. Für ihn war ich der schlechteste Verteidiger der Liga, doch dies liess ich mir nicht gefallen und wollte mit ihm darüber sprechen, doch er hatte nie Zeit für ein Gespräch und so wurde ich zu einem roten Tuch, eine Art Buhmann für ihn. Ich sprach mit Geo Mantegazza und wollte weiterhin in Lugano trainieren bis ich einen neuen Verein gefunden hatte. Dann erhielt ich eine Offerte vom SC Bern, doch da legte Slettvoll plötzlich sein Veto ein, es sei nicht wünschenswert, dass ich ausgerechnet zum grossen Konkurrenten SCB wechseln wollte. Natürlich habe ich mich darüber gewundert, denn ich konnte nicht verstehen, wieso ich nicht zum SCB wechseln durfte, ich war ja der schlechteste Verteidiger der ganzen Liga. Damals konnten die Vereine einen solchen Transfer verhindern, also wechselte ich am Schluss zum EVZ.


Wenn Sie zurückschauen, welches waren die besten Spieler, mit denen Sie zusammengespielt hatten?


Ohne Zweifel die zwei Schweden Mats Waltin und Kenta Johansson und dann mein Verteidigungspartner Kari Eloranta. Er war eine besondere Person, sehr ruhig und machte kaum Fehler. Nach einem Spiel, das Unentschieden endete, war Slettvoll nach der Partie sauer und hat Eloranta vor der ganzen Mannschaft zusammengestaucht: Nur wegen ihm habe man nicht gewonnen, er müsse eigentlich der ganzen Mannschaft die Siegprämie bezahlen. Daraufhin hat Eloranta ihn gefragt, ob dies sein Ernst sei, dann sei er weg. Slettvoll hat daraufhin dem Materialverantwortlichen gesagt, er soll die Tasche von Eloranta packen. Eloranta hat sich daraufhin von allen verabschiedet und verliess die Garderobe. Ich bin im daraufhin bis zu Hause gefolgt, wir haben zwei Stunden gesprochen und am Schluss hat er sich entschieden zu bleiben. Wir haben auch heute noch regelmässig Kontakt, auch weil wir später zusammengearbeitet haben.


Jetzt zurück zu Ihrem Stammverein Arosa. Wie sehen Sie die Zukunft, ist es möglich Arosa wieder in der Elite zu sehen?


Dass man jetzt den Aufstieg in die MySport League geschafft und die finanzielle Situation wieder stabilisiert hat ist sicherlich ein wichtiger Schritt. Arosa hat natürlich eine treue Fangemeinde, doch es wird sehr schwierig den nächsten Schritt zu machen. Denn um in die Swiss League aufsteigen zu können, braucht es nochmals viel Geld und die geographische Lage von Arosa ist sicherlich ein Nachteil.


Was halten Sie vom Schweizer Cup und wie sehen Sie das Spiel am 11. September?


Natürlich wird es für Arosa sehr schwer. Lugano ist der klare Favorit. Als wir mit Wetzikon gegen den HCD gespielt haben, zeigte sich, dass an einem Tag vieles möglich ist, wenn der höherklassige die Partie auf die leichte Schulter nimmt. Für die kleineren Vereine ist der Cup eine tolle Sache. Auch finanziell ist interessant, wir erhielten 30‘000 Franken und wenn man das Ganze richtig organisiert, kann man sicher noch einen Reingewinn erwirtschaften. Für viele Spieler sind solche Partien das Karrierehighlight. Wann hat man schon die Gelegenheit sich mit Weltklasse-Spielern zu messen? (Bericht: SIHF, Maurizio Urech)


Zur Paarung Arosa-Lugano gibt es noch ein paar Kuriositäten


  • Der leider viel zu früh verstorbene Peter Jaks hatte schon für Arosa unterschrieben, nach dem Rückzug von Arosa aus der NLA wechselte er schliesslich zu Lugano.
  • Nicht nur Andy Ritsch wechselte damals von Arosa zu Lugano, sondern auch Goalie Urs Räber und die Stürmer Beat Eggimann, Mario Patt und Patrick Rieffel.
  • Beim 5:2-Auswärtssieg von Lugano am 22. Oktober 1985 in Arosa schoss Kenta Johansson vier Treffer, darunter das 3:1 in doppelter Unterzahl!
  • Im aktuellen Kader des EHC Arosa stehen mit Andrea Brazzola, Bo Salerno und Alessandro Spinetti drei Spieler, die bis zu den Elite-Junioren für den HC Lugano gespielt haben.


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